Sozialer Bereich: Bleiben oder gehen?
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Re: Sozialer Bereich: Bleiben oder gehen?
von caliginous am 26.09.2025 15:44Hallöchen,
Ich arbeite selbst im sozialen Bereich (Erzieherin im Kindergarten) und bin allerdings derzeit in Elternzeit. Ich kann absolut verstehen, was du damit meinst wenn du sagst, dass es einfach nur belastend ist. Ich liebe meinen Job und es ist wahnsinnig schön, was einem die Kindern zurückgeben. Nichtsdestotrotz, ist es aber auch ein sehr anstrengender Beruf, der die volle Aufmerksamkeit fordert und regelmäßig, zumindest meine, soziale Batterie einfach leergezogen hat.Ich freue mich natürlich trotzdem wieder darauf, nach meiner Elternzeit einsteigen zu können, muss aber auch zugeben, dass ich mich vor allem darauf freue, weil ich nur in Teilzeit arbeiten werde.
Was du dich erstens vielleicht nochmal hinterfragen kannst, ob es tatsächlich der Beruf oder das Berufsfeld an sich ist, dass in dir den Wunsch weckt, neu anzufangen. Oder ist es nur die aktuelle Einrichtung für die du arbeitest? Ich habe selbst vier Jahre lang in einer städtischen Einrichtung gearbeitet, in dem die Kinderzahl ständig gestiegen ist, unsere Gruppen nur unnötig vollgestopft wurden und das Personal (dank unserer toxischen Leitung) kam und wieder ging. Es waren Arbeitsbedingungen, die mir die Lust und Kraft für meinen Job genommen haben, sodass ich letztendlich gemerkt habe - ich muss da weg. Mir hat der wechseln in einen kleinen Gemeindekindergarten wahnsinnig gut getan und mir die Lust auf meinen Job zurückgegeben.
Zweitens sehe ich das ganz wie antares - für einen Neuanfang ist es nie zu spät :) Ja, auch deine finanziellen Auslagen müssen natürlich gegeben und geklärt werden, aber solltest du dich dafür entscheiden etwas Neues anzufangen, dann go for it! Ich kann dir als persönliches Beispiel meine Mama nennen, die jahrelang unzufrieden mit ihrem Job war, in den man sie damals eben gezwungen hatte. Mit 40 hat sie dann den Entschluss gefasst, noch einmal eine Ausbildung zu beginnen und ist jetzt absolut glücklich, dass sie es gewagt hat, obwohl sie damals auch unendlich viele Sorgen hatte. Trotzdem hat sie es durchgezogen und ja, vielleicht war es nicht immer einfach, aber der Weg ist das Ziel. Ich kann dir also nur ans Herz legen, was sich meine Mama nach ihrem Abschluss auf ihr Handgelenk hat tätowieren lassen - you can.
Angst ist normal und auch gut, aber es bringt dir nichts, wenn du völlig unglücklich bist und es sich auf dein Privatleben auswirkt. Letztendlich musst du das tun, was sich für dich richtig anfühlt, egal welchen Weg zu wählst :)
Ich hoffe, du kannst mit meiner Antwort etwas anfangen und vielleicht ein wenig Hilfe daraus ziehen. Solltest du noch weitere Fragen haben, kannst du dich auch gerne auch bei mir melden :)
i'm so far from the line
i'm too deep in my mind
Re: Sozialer Bereich: Bleiben oder gehen?
von antares am 26.09.2025 09:37Hey Ren,
ich selbst arbeite zwar nicht im sozialen Bereich, aber ich arbeite im medizinischen Bereich. Bzw. ich arbeite jetzt ab Oktober in der Forschung, da hab ich dann nicht wirklich viel mit vielen Menschen zu tun, aber ich weiß dennoch von vorher, wie es im medizinischen Bereich (Krankenhaus etc.) abläuft und da kann es sich schnell ähnlich anfühlen, wie das was du beschreibst.
Da ich mich selbst nicht in ähnlicher Situation befinde, gehe ich gar nicht so sehr auf meine Erfahrungen ein etc. aber ich habe dennoch ein paar Gedanken dazu:
Wenn du wirklich der Meinung bist, dass es dich nicht mehr erfüllt und du dich eher kaputtmachst für etwas, was dir selten bis nie ein angenehmes Gefühl zurück gibt, dann finde ich ist es eigentlich immer an der Zeit etwas zu ändern. Da kommt es natürlich in erster Linie darauf an, ob du Rücklagen hast oder für eine gewisse Zeit etwas anderes machen könntest, um genügend Geld zu haben, eine Zeit zu überbrücken, in der du dich nach etwas anderem (was dich erfüllt) umschaust oder ggf. eine Weiterbildung / Umschulung / Ausbildung etc machst.
Ich bin starker Verfechter davon, "neu" anzufangen, wenn man nicht mehr glücklich ist. Nichts ist meiner Meinung nach schlimmer, als sich wo rein zu pressen, wo man nur dran zugrunde geht. Und da du noch jung bist (laut Profil ) ist das denke ich auch kein Problem! Das größte "Problem" wäre einfach, die Lebenskosten erstmal weiter zu decken. Ich habe mit 30 noch eine neue Ausbildung nach dem Studium angefangen, weil ich in einen anderen Bereich wollte und bereue das absolut nicht. Dazu muss ich sagen, dass ich extra eine bezahlte Ausbildung gesucht habe - das könnte natürlich dann auch wichtig sein. Wie gesagt, Finanzielles muss geklärt sein. Aber sollte das geklärt sein, finde ich gibt es überhaupt keinen Grund nicht etwas neues auszuprobieren!
Deswegen.. du könntest nochmal in dich reinhören, vllt auch mal brainstormen was dich sonst so interessiert und für was du vllt eine neue Leidenschaft entwickeln könntest und dich dann da mal informieren etc.
Ich hoffe auf jeden Fall, du findest etwas, was dir wieder mehr Lebensfreude bringt! :)
Sozialer Bereich: Bleiben oder gehen?
von Ren. am 26.09.2025 08:59Hallo zusammen da draußen,
ich ringe gerade ziemlich mit mir und wollte einfach mal hören, ob es hier Menschen gibt, die ähnliche Gedanken oder Erfahrungen haben. Ich hoffe, dass mein Foreneintrag an der richtigen Stelle ist. Ich hatte einfach das Gefühl, dass es ein wenig zu umfangreich für eine Statusmeldung ist (habe aber vorher noch nie ins Forum geschrieben, also hoffe ich, dass das alles so passt, wenn nicht, schieben wir es einfach woanders hin xD).
Ich arbeite seit Jahren im sozialen Bereich – eigentlich mein Leben lang, wenn man es so nennen will, denn etwas anderes habe ich nie gelernt oder gemacht. Erst mehrere Jahre in einer Kita/Krippe und seit 3 Jahren in einer Schulkindbetreuung mit ca. 93 Kindern in meinem Jahrgang (aufgeteilt auf 4 Erwachsene). Der Beruf war für mich immer mehr als nur Arbeit, sondern auch Berufung. Aber die aktuellen Rahmenbedingungen haben sich für mich so zugespitzt, dass ich schweren Herzens an einem Punkt bin, an dem ich ernsthaft darüber nachdenke, komplett auszusteigen.
Das fühlt sich ehrlich gesagt ziemlich beängstigend an. Einerseits merke ich, wie sehr mich die Belastungen und Strukturen im Alltag auffressen. Andererseits frage ich mich: Was bleibt mir eigentlich, wenn ich gehe? Ich habe nichts anderes gelernt, nichts anderes bisher ausprobiert – und trotzdem halte ich die Situation gerade kaum noch aus.
Deshalb meine Frage: Wie geht es euch damit?
- Hat jemand von euch den Schritt raus aus dem sozialen Bereich schon gewagt – und wenn ja, wohin ging der Weg?
- Oder habt ihr es geschafft, euch innerhalb des Feldes neu zu orientieren, vielleicht durch Weiterbildung, ein anderes Arbeitsumfeld oder eine Spezialisierung?
- Wie habt ihr damals diese Unsicherheit und die Angst vor dem Neuanfang erlebt?
Sehr, sehr gerne könnt ihr auch einfach mal erzählen, was ihr generell so beruflich macht, wenn ihr möchtet. Ich bin ein kreativer und offener Mensch, aber gleichzeitig fühle ich mich schnell eingeschüchtert von der Fülle der Möglichkeiten da draußen – man weiß ja oft gar nicht so genau, wie Berufsbilder in der Praxis tatsächlich aussehen. Vielleicht hilft es ja, mal ein bisschen über den eigenen Tellerrand zu schauen.
Ich fände es sehr, sehr cool, wenn wir uns hier ein bisschen austauschen könnten. Vielleicht kann man voneinander lernen oder sich wenigstens verstanden fühlen.
Danke schon mal an alle, die ihre Erfahrungen teilen.
Eure Ren. <3
